Schnee ist keine Seltenheit im deutschsprachigen Raum und die Lasten, die sich auf den Dächern sammeln, können recht groß werden. Alle Jahre wieder tauchen daher Sporteinrichtungen und andere Gebäude in den Medien auf, deren Dächer der Schneelast nicht Stand gehalten haben. Ein einstürzendes Dach ist immer ein Sicherheitsrisiko. Das Terrassendach muss daher in der Lage sein, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz doch eher unterschiedlich ausfallende Last durch Schneefall auszuhalten. Aber nicht überall schneit es gleich viel. Bis zum Jahr 2007 galt in den meisten Teilen Deutschlands eine Last von 75 kg, unabhängig von der tatsächlichen Belastung. Bis 2012 wurde eine Einteilung in Regionen vorgenommen. Die Schneelastberechnung unterscheidet nun in Bodenschneelast und Dachschneelast, die Berücksichtigung von Schneeanhäufungen ist ebenfalls vorgeschrieben. Das war eine Übergangszeit, seit 2012 gelten europäische Normen DIN EN in dieser Angelegenheit. Die Schneelastberechnung ist nun etwas komplexer.
Die Einwirkungen auf Tragwerke werden nach der DIN EN 1991, dem sogenannten Eurocode 1 vorgenommen. Zusätzlich muss eine statische Berechnung stattfinden, für die die DIN EN 1999 gilt, der sogenannte Eurocode 9. Die Berechnung wird dann in mehreren Schritten vorgenommen. An einer Beispielrechnung ist das einfacher zu verstehen. Für die Berechnung werden verschiedene Informationen gebraucht, die hier zusammen aufgeführt sind:
Unser Terrassendach soll im Landkreis Soest gebaut werden. Die Tabelle des DiBt gibt hier eine charakteristische Schneelast von 85 kg je qm an (gilt für eine Höhe von bis zu 285 m über NN). Im zweiten Schritt müssen wir ein bisschen rechnen, denn die Terrasse soll auf 380 m über NN gebaut werden. Die Formel dafür lautet:
S_k = 0,25 + 1,91 x ((A + 140)/760)HOCHZWEI
A ist die Höhe über Null, also 380
Die Berechnung ergibt eine Bodenschneelast von 115 kg/qm (abgekürzt als charakteristische Schneelast S_k). Im dritten Schritt wird der Wert mit einem Abminderungsfaktor von 0,8 multipliziert. Das passiert, weil die Überdachung eine Dachneigung von bis zu 30° hat. Als Ergebnis erhalten wir den Wert von 92 kg, bezeichnet als Dachschneelast mit der Abkürzung S_0 oder S_D. Im vierten Schritt wird die Schneeanhäufung mitgerechnet. Dafür wird eine weitere Formel benötigt, die hier eine zusätzliche Last von 109 kg/qm ergibt. Im letzten Schritt werden die Werte der Belastung durch Schnee und Schneeanhäufung addiert, um so die Gesamtbelastung für die Terrassenüberdachung zu ermitteln. Im Beispiel liegt die Last bei insgesamt 201 kg/qm.
Jede Gemeinde hat eigene Berechnungstabellen, die die Last durch Schnee für den jeweiligen Standort in Deutschland darstellen. Das Terrassendach muss je nach Region einfach den jeweiligen Wetterbedingungen angepasst sein. Im norddeutschen Tiefland beispielsweise gelten andere Belastungen: Die Länder Berlin, Brandenburg, Hamburg, Bremen, Mecklenburg Vorpommern und für Teile von Niedersachsen, von Sachsen Anhalt und von Schleswig Holstein gilt die DIN 1055. Diese Einteilung wurde aufgrund der Kältewelle von 1978 vorgenommen, als örtlich bis zu -25° C erreicht wurden und die örtlichen Schneelasten auf den 2,3fachen Wert der eigentlichen Last stiegen.
Da innerhalb der EU die gleichen Normen gelten, unterscheidet sich die Berechnung der Schneelast in der Schweiz von der gesetzlichen Seite her nicht so stark von der deutschen Situation. Das Terrassendach ist in der Schweiz allerdings noch einmal einer anderen Belastung ausgesetzt, weil hier mehr Schnee fällt, der eine andere Dichte und damit ein anderes Gewicht hat. In der Schweiz wird für die Berechnung der tatsächlichen Last durch Schnee die SIA 261:2003 angewandt, die auf der Europäschen Norm EN 1991-1-3 basiert. Die revidierte Tragwerksnorm gilt nicht nur für die Terrassenüberdachung, sondern für alle Bauwerke.
Ausschlaggebend für die Berechnung der Belastung ist hier der Wasserwert der Schneedecke. Um den Wert zu erhalten, wird die Schneehöhe mit der Schneedichte multipliziert. Schneedecken sind nicht immer gleich dicht, der Pulverschnee, der bei extrem niedrigen Temperaturen fällt, ist meist leichter und "trockener" als der sehr klebrige, nasse und schwere Schneefall bei wärmeren Temperaturen. Ausschlaggebend ist also nicht nur die Dichte des Schneefalls, sondern auch die klimatischen Gegebenheiten in den Höhenlagen, aus denen die Flocken fallen.
In Österreich gelten ebenfalls die Normen der EU, allerdings wurden hier im April 2006 die Belastbarkeiten von Gebäudeeindeckungen durch die ÖNORM B 1991-1-2:2006-04-01 neu geregelt. Die Werte wurden im Wesentlichen erhöht. Der Regelung liegt allerdings der europäischen Norm EN 1991-1-3 zugrunde, auf der auch die deutsche Regelung basiert. Diese Norm gilt für Höhen bis 1.500 m. Darüber müssen nationale Anhänge der Regelungen angewandt werden. Für Österreich gibt es übrigens, wie für viele andere Regionen auch, den Schneelastrechner online. Ob für Terrassendach oder die Photovoltaikanlage auf der Terrassenüberdachung: Die Berechnung ist für die verschiedenen Regionen recht einfach. Auch in Österreich muss die Höhenlage einbezogen werden, wie in Deutschland gelten hier ganz unterschiedliche Belastungen. Vier Lastzonen sind hier wichtig und müssen beachtet werden. Bei Standorten über 1.500 m über NN gilt, dass die lokalen Werte bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik oder bei der lokalen Baubehörde erfragt werden müssen. Das ist ähnlich wie in Deutschland, wo die entsprechenden Tabellen von den Ämtern zur Verfügung gestellt werden.